
Hashimoto & das Bedürfnis sich ständig zu verkriechen
Ein morgendlicher Blick in den Spiegel genügt, um sich am liebsten im Handumdrehen unter der Bettedecke zu verkriechen. Kaum haben die trüben, regnerischen Tage zugenommen, hardere ich auch schon
wieder mit meinem Schicksal. Seit Jahren leiden mein Wohlbefinden bzw. die mentale Gesundheit unter dem, was sich im Fachjargon Hashimoto Thyreoiditis schimpft. Eine Autoimmunerkrankung, die
nicht nur für chronische Abgeschlagenheit sorgt, sondern den Alltag maßgeblich beeinflusst. Obwohl ich inzwischen zur Genüge damit geplagt bin und man annehmen sollte, dass es so langsam mal
aufwärts gehen sollte, ist stetig das Gegenteil der Fall. Seit Jahren experimentiere ich nun schon mit der perfekten Tablettendosis herum, supplementiere eine Menge Vitamine, Mineralien,
Spurenelemente. Versuche alles Mögliche, damit das eigene Wohlbefinden dem eines gesunden Menschen gleichkommt, doch immer öfter ist das Gegenteil der Fall.
Das Bedürfnis, sich ständig zu verkriechen
ist inzwischen omnipräsent. Mag sein, dass die aktuelle Zeit mit ihren stetigen Krisen einen nicht unwesentlichen Teil dazu beiträgt, trotzdem können mental gefestigte Menschen vermutlich besser
mit dem Alltag umgehen als ich. Wann ich mich das letzte Mal so richtig wohl in meiner Haut gefühlt habe, kann ich an einer Hand abzählen. Geschwollene Lider, ein extrem schlechtes Hautbild oder
tägliche Muskelschmerzen tragen nicht gerade zu einem gut funktionierenden Wohlbefinden bei. Immer häufiger frage ich mich, ob die Einnahme der Tabletten das Richtige für mich ist. Egal ob ich
die Dosis reduziere oder erhöhe: Ich erreiche einfach nicht mehr meinen Wohlfühlfaktor. Die Autoimmunkrankheit Hashimoto hat sich schleichend zur
Volkskrankheit entwickelt, unter der mittlerweile mehr als acht Millionen Deutsche leiden. Betroffen sind vor allem Frauen. Na super! Nicht, dass ich das dem männlichen Geschlecht
unbedingt wünschen würde, aber es ist schon ein wenig gemein, dass wir Frauen immer die fiesen Dinge bewerkstelligen müssen. Periode, Geburtsschmerzen, Hormonkrankheiten.
Gut Leben mit Hashimoto: Ist das überhaupt noch möglich? Inzwischen habe ich nach knapp zwei Jahrzehnten des Experimentierens mit diversen
Dosen meine berechtigten Zweifel. Dass die Autoimmunerkrankung Hashimoto nicht heilbar ist, besagt eben jenes kleine Wörtchen „autoimmun“. Dennoch muss es doch möglich sein, einen adäquaten
Lebensstandard hinzubekommen, was bei mir allerdings seit ein paar Jahren kaum mehr möglich ist. Die fröhliche Franny sagt, dass sie so gerne wieder mit sich ins Reine kommen möchte. Depri Franny
hält vehement dagegen an. Oftmals ist unserer Gesellschaft leider gar nicht bewusst, wie tiefgreifend Probleme mit der Schilddrüse sind. Während Ängste & Sorgen oft mit einem müden Lächeln
und ´nem klassischen „Nu hab Dich mal nicht so“ abgetan werden, steigt das eigene Unwohlsein ins Unermessliche. Eine schlecht eingestellte Schilddrüse kann einem
jegliche Lebensgrundlage rauben. Auch wenn das schmetterlingsförmige Organ noch so klein sein mag, hat es eine unfassbare Wirkung auf sämtliche Stoffwechselvorgänge in unserem Körper. Die
Schilddrüse ist die hormonelle Steuereinheit des Körpers. Wenn da etwas nicht mehr reibungslos läuft, kann der Alltag häufig zur Qual werden. Ob Wachstum, Knochen, Herzfrequenz, Gedächtnis,
Verdauung: Dieses unscheinbare Miniorgan steuert & reguliert schlichtweg alles.
Damit das Uhrwerk unseres Körpers reibungslos funktioniert, bedarf es einer fein abgestimmten Hormontherapie in Form von synthetischen Tabletten. Wer mich und meinen Blog schon etwas länger
kennt, weiß, dass ich dahingehend auch etwas experimentierfreundlicher war. Eben, weil ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr alles reibungslos laufen wollte. Von kontinuierlicher
Abgeschlagenheit über optische Probleme in Form von Akne und Haarausfall bis hin zu Konzentrationsstörungen ist mittlerweile alles dabei. Häufig stelle ich mir die Frage, ob eine längere Einnahme
der Schilddrüsentabletten eine Art Resistenz erzeugt. Was ich auch versuche, es wird nicht besser. Ob mit oder ohne L-Thyroxin. Ob mit oder ohne Thybon. Ob
mit oder ohne Selen, Zink, Eisen, Vitamin C und was einem noch alles so empfohlen wird: Das Bedürfnis, sich ständig verkriechen müssen, ist allgegenwärtig. Leider habe ich auch
häufig den Eindruck, dass ich seit Bekanntwerden dieser Erkrankung auch kaum noch belastbar bin. Während ich früher gefühlt jeden Tag gebloggt habe, muss ich mich heute quasi dazu nötigen, pro
Woche 1-2 Beiträge virtuell zu Blatt zu bekommen. Und dabei ist nicht mal die ewige Abgeschlagenheit das Problem (das bin ich inzwischen wirklich gewohnt), sondern die Wortfindungsstörungen sind es. Wie oft hocke ich vor meinem Bildschirm und weiß nicht, was ich schreiben soll? Während es früher nur so aus mir raussprudelte, starre ich
heute auf das Display, weil in meinem Kopf gähnende Leere herrscht.
Traurig aber wahr und leider auch ein Symptom der Erkrankung
Wenn also jemand in Eurem Umfeld antriebslos, unkonzentriert & nicht mehr der oder dieselbe sein sollte, dann werdet hellhörig. Leider kann eine unbehandelte Schilddrüsenerkrankung
weitreichende Folgen wie Depressionen oder Herz,- Kreislauferkrankungen nach sich ziehen. Damit die mentale Gesundheit wieder ins Lot kommt, braucht es nicht nur eine handvoll Tabletten, sondern
vor allem ein Umfeld, dass einem dabei hilft, sich nicht ständig verkriechen zu müssen 😉
Im Übrigen habe ich neulich einen Artikel bei Pinterest entdeckt, der das Thema der Aminosäuren behandelte. Angeblich soll man
bei Hashimoto insbesondere L-Glycin & L-Cystein zu sich nehmen, da diese beiden Protagonisten die T-Zellen unseres Körpers aktivieren, um das Immunsystem in Schach zu halten. Ob etwas dran
ist, mag ich nicht beurteilen können, doch wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…